Sternenwasser
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war die kleine Seele zerschlagen worden,
und es durchlebte viele Schmerzen. Oft ging es hinaus in den Garten zu seinem einzigen
Freund, dem alten Birnbaum und weinte in seine Blätter. Dem Baum tat das Mädchen
leid und er wollte ihm helfen.
Ich weiß, wie deine Seele wieder gesund wird, sagte er zu dem Kind.
Du musst Sternenwasser trinken.
Woher bekomme ich denn Sternenwasser?, fragte das kleine Mädchen,
das noch nie von so einem Wasser gehört hatte.
Gehe hinaus in die Welt und frage die Menschen, antwortete ihm der alte
Birnbaum, und weil er ja ein guter Freund war, hörte das Kind auf ihn, packte
einen Rucksack mit den nötigsten Sachen und lief in die weite Welt.
Es fragte hier und da, aber Sternenwasser kannte niemand. Die Menschen gaben ihm Eiswasser,
heißes Kräuterwasser, das sie Tee nannten, und Wasser mit Früchten
vermischt aber diese Getränke halfen dem Kind nicht. Da ging es in den Wald und
legte sich an einer Quelle in das weiche Moos. Am Abend ging der Mond auf und die Sterne
der Nacht strahlten am Himmel. Das kleine Mädchen aber war durstig geworden, beugte
sich über die Quelle, um ein wenig zu trinken. Da sah es, wie die Sterne sich
im Quellwasser spiegelten, so dass es glitzerte und funkelte.
Jetzt habe ich mein Sternenwasser gefunden, rief es glücklich, trank
davon und schlief ein. Das Wasser mit den Sternen aber verteilte sich in seinem Blut,
machte es leicht wie eine Feder und der Nachtwind hob das Kind auf, wehte es hinauf
in die Baumwipfel und trug es höher und höher bis zu den höchsten Sternen
am Nachthimmel.
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